Unsere Erwartungen an die Unternehmenspolitik der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck

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Arbeitsgruppe 3: Unsere Erwartungen an die Unternehmenspolitik der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck

Inhaltsverzeichnis

Wirtschaftlichkeit ermöglicht ökologische und soziale Verantwortung

Als Miteigentümer ist es uns ein natürliches Anliegen, dass die Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH (SWJP) ihre erfolgreiche und nachhaltige Geschäftspolitik fortsetzen. Diese lebt davon, die Kunden weiterhin zuverlässig und kostengünstig mit Strom, Gas und Wärme zu versorgen. Die Preise für fossile Energieträger wie Gas, Kohle und Öl steigen jedoch auf Grund der zunehmenden Verknappung und der hohen Nachfrage rasant an. Dagegen fallen die Preise für die Erzeugung erneuerbarer Energien kontinuierlich. Diese Entwicklungen zeigen, dass eine ökonomisch sinnvolle Unternehmensplanung die zunehmende Ausrichtung auf regenerative Energien verlangt. Wirtschaftliche und ökologische Überlegungen sind somit weitgehend deckungsgleich. Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit sind für uns zudem mit einer mitarbeiterfreundlichen und kundenfreundlichen Unternehmensführung verbunden. Soziale Standards für Mitarbeiter sollten ebenso eingehalten werden wie eine maßvolle Preispolitik für die Kunden. Dies gilt auch für die Festsetzung der Mieten in Objekten der Wohnungsgesellschaft jenawohnen GmbH. Zufriedene Mitarbeiter und Kunden sind eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Unternehmensführung.


Eine Strategie für die Energieversorgung im Jahr 2050

Spätestens seit der Atomkatastrophe von Fukushima gibt es einen breiten gesellschaftlichen Konsens für eine Energiewende in Deutschland. Die fortschreitende Klimaerwärmung, die Risiken und Folgekosten der Atomenergie sowie die zunehmende Verknappung der fossilen Energieträger erfordern eine Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien. Das Bundesumweltministerium veröffentlichte kürzlich die Zielvorgabe, bis 2050 annähernd 100% des Energieverbrauchs in Deutschland regenerativ zu erzeugen. Um dies zu erreichen, bedarf es mehr als isolierter Einzelmaßnahmen zum Ausbau erneuerbarer Energieträger. Vielmehr ist ein Gesamtkonzept erforderlich, das Erzeugung, Verteilung und Speicherung von Energie neu organisiert. Dabei müssen die Bereiche Strom, Wärme und Verkehr gleichermaßen einbezogen werden. Wir wünschen uns von den Stadtwerken Energie deshalb eine Orientierung am Energiekonzept des Fachausschusses „Nachhaltiges Energiesystem 2050“, das im Jahre 2010 im Auftrag der Bundesregierung erstellt wurde. Als kommunaler Energieversorger und Eigentümer der Wohnungsgesellschaft jenawohnen GmbH besitzen die SWJP eine umfangreiche Infrastruktur und vielseitige Kompetenzen, um die Energiewende in der Region Jena voranzutreiben. Wir sind davon überzeugt, dass dies der richtige Weg in die Energieversorgung der Zukunft ist. Durch die Formulierung und Veröffentlichung von Ausbauzielen (z.B. 50% erneuerbare Enegien im Strommix bis 2020) zusammen mit der Stadt Jena sollte ein positives Signal für die Bürger der Stadt gesetzt werden.

Erhöhung der Energieeffizienz ist die beste Voraussetzung für die Energiewende

Die Energiepreise werden in den nächsten Jahrzehnten zwangsläufig ansteigen. Bereits zwischen 2020 und 2030 werden dabei die begrenzten fossilen Energieträger teurer als regenerative Energien sein. Die günstigste Energie ist aber stets diejenige, die nicht verbraucht wird. Deshalb werden Maßnahmen zu einem ökonomischen Umgang mit Energie immer wichtiger werden.

Die Stadtwerke müssen deshalb weiterhin Maßnahmen zum Energiesparen fördern. Dazu gehören:

Erneuerbarer Strom als universale Energiequelle

Strom aus regenerativen Energien wird die wichtigste Quelle für alle Bereiche des Energieverbrauchs (Strom, Wärme, Verkehr) werden. Hierbei wird eine dezentrale Stromerzeugung bei gleichzeitigem Ausbau der Stromnetze die bisherigen, auf Grundlast ausgelegten Großkraftwerke ablösen. Die Integration von Strom aus erneuerbaren Energien wird durch Maßnahmen in vier Bereichen ermöglicht:

Für die Stadtwerke bedeutet dies, konsequent in Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien zu investieren, insbesondere dezentraler, regionaler Art. Investitionen in veraltende Technologien wie Kohlekraftwerke sind abzulehnen. Durch den aktiven Ausbau der regenerativen Energien können auch die Ökostrom-Produkte der Stadtwerke aufgewertet werden. Das Ökostrom-Produkt Jenatur beinhaltet momentan lediglich eine Umverteilung von ohnehin vorhandenem Wasserkraft-Strom aus Österreich. Eine wirksame Förderung grünen Stroms erfolgt erst, wenn Erlöse aus dem Ökostromverkauf in die Erzeugung regenerativer Energien investiert werden. Nur so können sich die SWJP mit den marktführenden Anbietern von Ökostrom messen. Das besonders ehrgeizige Ökostrom-Projekt Energreen halten wir für richtungsweisend, es sollte weiter unterstützt werden.


Für die regenerative Stromerzeugung eignen sich folgende Technologien:

Windenergie wird in Zukunft einen Großteil (bis zu 60 %) der Energieproduktion in Deutschland ausmachen. Dabei ist sowohl an Land als auch im Meer ein weiterer Ausbau von Windkraftwerken nötig. Wir empfehlen den Stadtwerken den Kauf oder die Beteiligung an weiteren Windparks mit leistungsfähigen Anlagen, vorranging in Thüringen.

Biomasse: Im Energiebereich ist die Nutzung biogener Abfälle (Biomüll, Gartenabfälle etc.) und Biomasse aus regionaler, nachhaltiger Land- und Forstwirtschaft zu fördern. Biomasse ist jedoch eine begrenzte Ressource, da keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion entstehen darf. Ökologische Probleme durch intensive Landwirtschaft und Massentierhaltung sind kritisch zu beurteilen. Wir unterstützen die weitere Beteiligung der Stadtwerke an Biogasanlagen und Biomasse-Heizkraftwerken in der Region Jena/Saale-Holzland. Insbesondere die Nutzung biogener Reststoffe sollte in stärkerem Maße erfolgen.

Photovoltaik: Viele kleine Anlagen auf Dächern und auf wenigen Freiflächen können die Energieversorgung der Stadt Jena ergänzen. Unbedingt erforderlich ist ein massiver Ausbau der Solarenergie im Stadtgebiet Jena und im Kreis Saale-Holzland durch:

Wasserkraft. Das Potenzial für Wasserkraft in Deutschland ist weitestgehend ausgeschöpft. Eine Modernisierung alter Kraftwerke kann jedoch deutliche Effizienzsteigerungen erbringen. Wir empfehlen den Stadtwerken langfristig den Erwerb der bestehenden Wasserkraftwerke entlang der Saale und gegebenenfalls ihre technische Modernisierung. Dabei sind auch neue Fischwanderhilfen anzubringen.

Wärmeerzeugung - Steigerung der Energieeffizienz

Um den zukünftigen Bedarf an Energie für Gebäudeheizung, Warmwasser und Prozesswärme in der Industrie durch erneuerbare Energien zu decken, müssen in erster Linie Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz voll ausgenutzt werden. Dazu zählen:

Als Eigentümer der jenawohnen GmbH müssen die SWJP weiterhin entschieden die energetische Sanierung des alten Wohnungsbestandes vorantreiben. Die Nutzung von Solarthermie und Wärmepumpen ist zu überprüfen. Wir heißen es gut, wenn Neubauten der jenawohnen GmbH Vorbilder für fortschrittliches, energieeffizientes Bauen (Passivhaus-Bauweise, Plus-Energie-Haus) sind.

Kraft-Wärme-Kopplung (KWK): Die Abwärme aus der Stromerzeugung in Blockheizkraftwerken (BHKW) kann in Fern- und Nahwärme-Netzen verteilt werden. BHKWs erzielen heute einen Gesamtwirkungsgrad von ca 80 %. Die SWJP setzen seit langem auf Kraft-Wärme-Kopplung zur Erzeugung von Fernwärme in Jena. 40 % der Haushalte sind über das Fernwärme-Netz an das Kraftwerk der E.ON Thüringer Energie AG in Burgau angeschossen. KWK wird auch in Zukunft eine zunehmende Rolle bei der Erzeugung von Wärme spielen. Wir ermutigen die Stadtwerke im Zuge der Umstrukturierung der Fernwärmeversorgung, eigene BHKWs in Jena zu errichten, um mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erreichen. Dabei ist genau zu Prüfen, ob eine Umstellung auf mehrere dezentrale BHKs eine höhere Effizienz und Flexibiliät liefern als ein zentrales Großkraftwerk. Des weiteren ist die Testung von Mikro-KWK-Anlagen zu unterstützen, sofern sie nicht das bestehende Fernwärmenetz verdrängen.


Alternative Kraftstoffe und Elektromobilität treiben den Verkehr der Zukunft

Fossiles Erdöl ist eine begrenzte Ressource, der Ölpreis wird in den nächsten Jahrzehnten dramatisch ansteigen. Biokraftstoffe sind aus ethisch-sozialen (Nahrungsmittelpreise) und ökologischen Gründen ebenfalls begrenzt und sollten für spezielle Verkehrsmittel (Flugzeuge, Schiffe) eingesetzt werden. Die einzige tragbare Alternative für den Personenverkehr ist eine Umstellung auf Elektroenergie oder Wasserstoff-/Methangas, welches mittels regenerativem Strom erzeugt wird. Dies führt einerseits zu einer erhöhten Stromnachfrage, auf Grund der hohen Wirkungsgrade von Elektromotoren jedoch zu einem insgesamt niedrigerem Bedarf an Primärenergie. Die Stadtwerke Jena können als kommunaler Stromversorger enorm von der Entwicklung der Elektromobilität und der damit einhergehenden erhöhten Stromnachfrage profitieren. Wir wünschen uns von den Stadtwerken daher eine nachdrückliche Förderung der Elektromobilität und alternativer Antriebe (Wassserstoff, Methan) für Kraftfahrzeuge im Raum Jena durch:

Neue Technologien für effiziente Energiespeicher

Will man Kraftwerkskapazitäten durch fluktuierende Energiequellen wie Wind oder Sonne ersetzen, benötigt man wirkungsvolle Speichertechnologien. Dabei sind folgende Lösungen für die Zukunft denkbar:

Die Speicherung erneuerbaren Stroms in Form von Wasserstoff oder Methangas (EE-Gas) stellt eine technisch und ökonomisch reizvolle Lösung dar. Mit überschüssigem Windstrom lässt sich durch Elektrolyse von Wasser Wasserstoff erzeugen, welcher mit CO2 zu Methan umgesetzt wird. Methan kann unbegrenzt in das bestehende Erdgasnetz eingespeist werden kann, bis zu einem Anteil von 5 % kann sogar Wasserstoff direkt eingespeist werden. Das Erdgasnetz besitzt eine enorme Speicherkapazität und erlaubt eine schnelle Verteilung der Energie. Durch Rückverstromung in hocheffizienten Gaskraftwerken erzielt der ganze Prozess Wirkungsgrade von über 30 %. Methan kann zudem zum Heizen und als Kraftstoff Verwendung finden.

Wir wünschen uns mittelfristig die Beteiligung der SWJP an Anlagen zur Speicherung regenerativer Energien. Die Herstellung von erneuerbarem Methan (EE-Gas) wäre gerade für die Stadtwerke Energie, die in großem Maße auf Gaskraftwerke mit Kraft-Wärme-Kopplung setzen, eine Investition in die Zukunft. Zur Förderung dieser Technologie könnte für Gaskunden ein Produkt „Ökogas“ (ähnlich einem Ökostrom-Produkt) angeboten werden.




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